Nebolus Hameln

Die Nebolus-Rallye in Hameln

Max vermisst seine beste Freundin Emilia. Emilia ist normalerweise sehr aktiv in den sozialen Medien unter dem Namen „Emilia_Glow“. Seit ein paar Tagen veröffentlichte Emilia keine Beiträge mehr und löschte sogar einige ihrer Posts. Beruhend auf dieser Geschichte haben sich am 19. und 20. November 2024, 39 Schülerinnen und Schüler der Rüdiger-Butte-Schule in Hameln zusammen mit der fiktiven Figur Max auf die Suche nach Emilia begeben. Mithilfe von Nebolus sollten die Jugendlichen Einblicke in die Angebote und Einrichtungen erhalten, die sich mit den Themen „Exzessiver Medienkonsum“ sowie „Cybermobbing und soziale Isolation“ im Stadtgebiet Hameln beschäftigen.

GESUNDHEITSTHEMA

Online-Medienkonsum

SETTING

Schule

RALLYEORGANISATION

Gesundheitsregion Hameln-Pyrmont

VERANTWORTLICHE

Marc Hoellenriegel

ZEITRAUM

November 2024

Einblicke in die Rallye

Nachdem die Schülerinnen und Schüler die ersten Hinweise durch die Sprachnachrichten erhalten haben, führte die Rallye die Jugendlichen durch das Stadtgebiet Hameln und deren Hilfsangebote zu Mediensucht. An den insgesamt sechs Stationen (+ eine Anlaufstelle ohne persönlichen Kontakt, hier wurde auf den „Wegweiser psychische Gesundheit“ verwiesen) traten die Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit den Mitarbeitenden der Unterstützungsangebote. Die Jugendlichen erhielten je Station mehr Informationen über Emilias Beweggründe sich immer stärker aus den sozialen Medien zurückzuziehen.

An den einzelnen Stationen erfuhren die Jugendlichen, welche Unterstützung Emilia genau an der besuchten Adresse bekommen hat, um mit ihren Problemen besser umgehen zu können. Um die nächsten Stationen und Nachrichten von Emilia freischalten zu können, traten die Schülerinnen und Schüler mit Mitarbeitenden der jeweiligen Einrichtung in Kontakt, teilweise mussten Rätsel gelöst werden, die im Zusammenhang mit dem jeweiligen Angebot standen.

Welche Einrichtungen haben sich beteiligt?

An der Nebolus-Rallye im Stadtgebiet Hameln beteiligten sich insgesamt sechs Beratungsstellen und Organisationen. Die Schülerinnen und Schüler trafen an den folgenden Stationen auf Mitarbeitende und konnten spielerisch die Beratungsangebote an den einzelnen Stationen in Hameln kennenlernen: FiZ, Selbsthilfekontaktstelle, Suchtberatungsstelle der Diakonie, DROBS, Pro-Aktiv-Center (PACE) und der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden.

Wie liefen die Vorbereitungen?

Als Startpunkt für die Entwicklung der Rallye mit dem Titel „24/7 Online in Hameln“, diente die vom Nebolus-Team bereitgestellte Rallye- und Story-Vorlage „24/7 – On the Line“. Diese ist im Planungstool im Bereich „Muster-Rallyes“ abrufbar und kann ganz einfach an die eigenen Bedarfe angepasst werden. So wurden für die Rallye in Hameln zum Beispiel die Einrichtungen in der Vorlage durch die örtlich vorhandenen Fach- und Beratungsstellen ersetzt und die Geschichte daraufhin inhaltlich angepasst.

Dabei wurden die Wege zwischen den Stationen und die logische Reihenfolge der Stationen (passend zur Story) abgestimmt. Die Umsetzung erfolgte durch die Projektleitung der Gesundheitsregion. Durch die stetige Kommunikation des Umsetzungsstandes per E-Mail waren alle beteiligten Organisationen im kompletten Planungsverlauf über den Planungsfortschritt informiert. In frühzeitig terminierten Austauschrunden wurden der Zeitplaner und die Rätsel an den Stationen abgestimmt und offene Fragen diskutiert und geklärt.

Beim Einsprechen der Geschichte in Form von Sprachnachrichten haben die Schülerinnen und Schüler der Rüdiger-Butte-Schule unterstützt. Ebenfalls wurden die Texte für die Sprachnachrichten von Schülerinnen und Schülern in Jugendsprache „übersetzt“. (Wichtig zu beachten: Wenn die Sprachnachrichten per Smartphone aufgenommen werden, muss das Format vor Übertrag in das Planungstool ggf. angepasst werden. Diverse Online-Converter können hierfür herangezogen werden. Im Nebolus Help Center finden Sie weitere Informationen dazu: Mit welchen Programmen können die Sprachnachrichten aufgenommen werden?)

Vor Einbindung der Rallye in das Planungstool wurden passende Bilder von den Einrichtungen und den QR-Code-Platzierungen gemacht. Mit der Einbindung konnten die relevanten QR-Codes an die jeweilige Station weitergeleitet werden. Es empfiehlt sich, eine „Testrallye“ zu absolvieren, um alle Stationen und die Funktionalität der QR-Codes zu überprüfen.

Wie lief die Umsetzung?

Am 19.11.2024 durchliefen 18 Schülerinnen und Schüler die Nebolus-Rallye. Zu Beginn der Rallye wurde die Gesamtgruppe in kleinere Gruppen bestehend aus 3 bis 6 Personen unterteilt, die sich dann gemeinsam auf den Weg zu den verschiedenen Stationen gemacht haben. Weitere 21 Schülerinnen und Schüler führten die Rallye am 20.11.2024 durch. Startpunkt war an beiden Tagen die Rüdiger-Butte-Schule in Hameln. Dort wurde die erste Sprachnachricht von den Gruppen abgespielt und anhand der vorgegebenen Stationen unterschiedliche Hilfsangebote zum Thema „Mediensucht“ im Stadtgebiet Hameln besucht. An den verschiedenen Stationen erhielten die Schülerinnen und Schüler weiterführende Informationen über Emilias Verschwinden. Neben den Hinweisen über Emilias Verschwinden lernten die Teilnehmenden über unterhaltsame Aktivitäten und Aufgaben die Chancen und Risiken der digitalen Welt, z. B. von sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok, kennen und erhielten zudem praxisnahe Einblicke in die Arbeit der Beratungseinrichtungen.

Folgende Aktivitäten und Aufgaben erwarteten die Teilnehmenden an den verschiedenen Anlaufstellen (Stationen):

  • Orientierung bei einem Familientreff und zur Story passende weiterführende Informationen finden (durch Interaktion mit der zuständigen Beraterin zu lösen)
  • Kreuzworträtsel, das gemeinsam durch den Austausch mit der zuständigen Mitarbeiterin gelöst werden kann
  • „Frage/Antwort“-Spiel und Schätzfragen
  • Lösung eines „Suchsels“
  • Lösung eines Puzzles
  • Direkter Austausch mit einer Polizeibeamtin

Wie waren die Rückmeldungen?

Die Rallye wurde von den beteiligten Einrichtungen als großer Erfolg betrachtet und auch von den Schülerinnen und Schülern sehr positiv angenommen. Aufgrund dessen wird bereits über eine Wiederholung im kommenden Jahr nachgedacht. Hierbei ist geplant, das Konzept weiter auszubauen und die Rallye an noch mehr Schulen aus der Region umzusetzen.

Highlights/Nutzen Herausforderungen
  • Gamification-Ansatz: Die spielerische Gestaltung der Rallye führte zu hoher Motivation und aktiver Beteiligung der Schüler:innen.
  • Niedrigschwelliger Zugang zu Beratungsangeboten: Jugendliche wurden auf Unterstützungsstellen aufmerksam gemacht, die ihnen vorher nicht bekannt waren. Zwei Schülerinnen bzw. Schüler nahmen die Unterstützungsangebote des Pro-Aktiv-Centers (PACE) nach Beendung der Rallye direkt in Anspruch.
  • Interdisziplinärer Ansatz: Die Zusammenarbeit mit Schulen, Beratungsstellen und Sozialpädagog:innen wurde als Erfolgsfaktor und gewinnbringend für die alltägliche Arbeit identifiziert.
  • Partizipativer Ansatz: Schüler:innen wurden aktiv in die Rallye-Entwicklung eingebunden. So wurden die Dialog-Texte aus der Story von Schüler:innen in Jugendsprache übersetzt und die Sprachnachrichten von Schüler:innen eingesprochen.
  • Praktische Anwendung von Medienkompetenz: Rätsel an den Stationen förderten den reflektierten Umgang mit digitalen Medien direkt in der Lebenswelt der Schüler:innen und sorgte dafür, dass die Schüler:innen in direkten Kontakt zu den Beratenden traten.
  • Positive Rückmeldungen: Teilnehmende und Lehrkräfte lobten das interaktive Format und den thematischen Bezug zur Lebensrealität der Jugendlichen
  • Zeitlicher Rahmen: Die Rallye kann innerhalb eines Schultages durchgeführt werden und es ist möglich, innerhalb dieses Rahmens 6-7 Beratungsangebote kennenzulernen.
  • Bestehende Rallye: Die entwickelte Rallye kann an einigen Stellen verbessert werden, sodass die Wiederholung mit weiteren Klassen ohne großen Mehraufwand gelingt.
  • Zeitliche Vorbereitung: Die Pilot-Rallye zeigte, dass für die Entwicklung und Organisation genügend Zeitressourcen eingeplant werden sollten.
  • Technische Ausstattung: Einige Schüler:innen verfügten nicht über die notwendige technische Ausstattung (Smartphone defekt o. Ä.). Wenn eine Rallye in Kleingruppen absolviert wird, sollte bei der Aufteilung darauf geachtet werden, dass pro Gruppe ein bis zwei Schüler:innen über ein funktionierendes Smartphone verfügen.
  • Unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen: Der Wissensstand der Schüler:innen zu digitalen Risiken variierte stark, wodurch einige Aufgaben für manche zu schwer oder zu leicht waren.
  • Rallye-Ablauf: Einzelne Schüler:innen empfanden die Rallye mit insgesamt 6 Stationen als zu lang, wodurch sie nicht an allen Stationen aktiv teilgenommen haben.
  • Terminfindung: Für die Planung weiterer Rallyes sind ausreichend zeitliche Ressourcen notwendig, da u. a. Termine mit mehreren beteiligten Personen abzustimmen sind. Herausfordernd hierbei ist zudem, dass nur begrenzte Rallye-Tage pro Halbjahr eingeplant werden können.

Für die Schülerinnen und Schüler war es eine tolle Abwechslung zum normalen Unterricht. Sie nehmen von der Aktion spielerisch sehr viel Wissen mit. Auch wenn Sie dieses Wissen akut nicht anwenden können, kennen sie jetzt trotzdem die Anlaufstellen und auch einige Gesichter und können entsprechend darauf zurückgreifen.

Verantwortliche Lehrkraft Herr Ansgar Stelzer & Schulsozialarbeiter Lukas Johns

Es ist schon cool alles kennenzulernen. Wir haben uns echt viel mit den Leuten unterhalten.

Schüler der Rüdiger-Butte-Schule

Wir bauen die Hürden ab, sich an uns zu wenden, indem die Jugendlichen uns als Personen bereits kennenlernen konnten und genau wissen, wo sie uns im Fall der Fälle finden können. Das ist erleichtert den Zugang ungemein.

Dorothee Kramer, Mitarbeitende Pro-Aktiv-Center (PACE)

Natürlich ist es klasse, dass spielerisch auf moderne Art und Weise ein Bezug zu regionalen Anlaufstellen hergestellt werden kann. Wir holen die Schülerinnen da ab, wo sie sind – am Handy! Was daneben extrem wertvoll ist, ist der Austausch und die Vernetzung mit regionalen Akteuren, die mit der Rallye eine Plattform bekommen, um auf neuen Wegen auf sich aufmerksam zu machen.

Marc Hoellenriegel, Rallye-Koordinator & Initiator