ÜBER NEBOLUS

Gesundheitskompetenz als Ressource eines gesunden Aufwachsens

Erfahren Sie mehr zum wissenschaftlichen Hintergrund und zur Entwicklung von Nebolus

Hintergrund von Nebolus

Gesundheitskompetenz in Zeiten der Informationsvielfalt

Nicht zuletzt aufgrund der in den letzten Jahren zunehmend vollzogenen Digitalisierung unseres Lebensalltags ist die Informationsmenge zu allen Themen des Lebens spürbar angestiegen. Auch zu gesundheitsbezogenen Fragen und Anliegen lassen sich unabhängig von Tageszeit und Ort binnen weniger Minuten unzählige Informationen finden. Mit der Menge gesundheitsbezogener Informationen einher geht eine in qualitativer Hinsicht zunehmende Heterogenität, denn neben guten und fachlich korrekten Gesundheitsfinformationen finden sich zahlreiche Informationsbestände, deren Gehalt unklar, zweifelhaft oder falsch ist. Hiermit stehen Menschen vor der Herausforderungen, sich im Informations”dickicht” zu orientieren und auf Basis der Informationsvielfalt angemessene Entscheidungen für die Gesundheit zu treffen.

In diesem Zusammenhang gewinnt die Gesundheitskompetenz zunehmend an Bedeutung. Hierunter wird die individuelle Fähigkeit und Motivation verstanden, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, diese zu verstehen, kritisch-reflexiv zu beurteilen und im Alltag mit dem Ziel der Förderung, Erhaltung oder Wiederherstellung der eigenen als auch der Gesundheit anderer angemessen einzusetzen (Sørensen et al., 2012). Aktuelle repräsentative Befunde weisen darauf hin, dass mehr als die Hälfte (58,8%) der Erwachsenenbevölkerung (18+) Schwierigkeiten im Finden und Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen aufweist (Schaeffer et al., 2021). Besonders häufig von einer eingeschränkten Gesundheitskompetenz sind dabei Menschen mit geringem Bildungsstand und einem niedrigen Sozialstatus betroffen. Gesundheitskompetenz sollte möglichst früh im Lebenslauf, also bereits im Jugendalter gefördert werden, da sich Wissen, Einstellungen und gesundheitsbezogene Fähigkeiten bereits hier entwickeln und gefestigt werden. Ein frühzeitiges Ansetzen ist insbesondere auch deshalb nötig, da Studienbefunde darauf hindeuten, dass bereits Heranwachsende Wissensdefizite im Bereich Gesundheit und Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen aufweisen (Dadaczynski et al., 2022; Paakkari et al., 2020; Sendatzki et al., 2024).

Die Bedeutung der Lebenswelt für die Gesundheit

Vor dem Hintergrund dieser und weiterer Ergebnisse wurde im Jahr 2018 in Deutschland der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz verabschiedet. Dieser umfasst 15 konkrete Empfehlungen zur Förderung der Gesundheitskompetenz sowie fünf leitende Prinzipien. Dabei nehmen das Bildungssystem sowie die Kommune als zentrale Lebensbereiche eine hohe Bedeutung ein. Auch wenn (junge) Menschen zunehmend digital nach gesundheitsbezogenen Informationen suchen, werden diese in das analoge Leben überführt und angewendet. So bieten auf sozialräumlicher Ebene (z. B. Stadtteil, Stadt oder Kommune) zahlreiche Akteure und Einrichtungen eine breite Palette gesundheitsbezogener Angebote an. Über Sportvereine, Beratungsstellen, Jugendclubs bis hin zu Einrichtungen, die in gesundheitlichen Problemsituationen unterstützten – das Spektrum ist groß und erfordert eine gute Orientierung im lokalen Umfeld (z. B. dem eigenen Wohnort). Die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen und Angebote im lokalen Nahraum zu finden, zu verstehen, auf ihre Relevanz hinzu bewerten und anzuwenden, bezeichnen wir in Anlehnung an Griese et al. (2020) als navigationale Gesundheitskompetenz. Die Inanspruchnahme von gesundheitsbezogenen Angeboten und die Interaktion mit lokalen Fachakteuren ist jedoch von vielen Faktoren abhängig und fällt vor allem jungen Menschen oftmals nicht leicht. So ist die Inanspruchnahme abhängig von positiven Erfahrungen mit dem Unterstützungssystem oder auch der Unterstützung und den vertrauensvollen Beziehungen mit Fachakteuren (Gulliver et al., 2010).

Mit Nebolus spielerisch Gesundheitskompetenz fördern.

Ziele von Nebolus

Mihilfe des Projektes Nebolus sollen junge Menschen in ihrer (navigationalen) Gesundheitskompetenz, d. h. in ihrer Fähigkeit des Findens, Verstehens, Bewertens und Anwendens gesundheitsbezogener Informationen, Angebote und Akteure im Sozialraum gestärkt werden. Um dies zu ermöglichen, soll mit Nebolus ein niedrigschwelliges Kennenlernen gesundheitsbezogener Akteure und Angebote im Wohnort (z. B. Stadteil, Stadt) ermöglicht werden. Über die spielerisch vermittelte Interaktion mit den Akteuren möchte Nebolus dazu beitragen Hemmschwellen zur Nutzung des kommunalen Hilfs- und Unterstützungsangebotes abzubauen und damit die Inanspruchnahme der Angebote zu erhöhen.

Entwicklung von Nebolus

Basis der Interventionsentwicklung stellt die gesundheitswissenschaftliche Evidenz der Interventions- und Implementationsforschung dar. Zudem wurden wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich Entertainment-Eduation systematisch gesichtet und aufbereitet, so u. a. ein Scoping-Review zu location-based Games und deren Wirkungen. Darüber hinaus ist Nebolus das Ergebnis eines partizipativen und agilen Entwicklungsprozesses, in dem sowohl das Interventionskozept als auch die technische Umsetzung gemeinsam mit Jugendlichen, gesundheitsbezogenen Praxisakteuren sowie Expert*innen aus den Bereichen Web- und User-Experience Design und Webentwicklung u. a. über Workshops, Feedbackschleifen und Usertests in verschiedenen Iterationen geplant und umgesetzt wurde.

Spielerische Umsetzung von Nebolus

Nebolus basiert auf der Idee einer Rallye im lokalen Nahraum, die junge Menschen auf Basis einer spannenden Geschichte durch eine/n Stadtteil/Stadt führt und sie dabei niedrigschwellig mit gesundheitsbezogenen Hilfs- und Unterstützungsangeboten in Kontakt bringt. Vor dem Hintergrund der zunehmend auch im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention eingesetzten Konzepte von Gamification und Serious Games (Dadaczynski & Tolks, 2018; Tolks et al., 2020) bedient sich Nebolus verschiedener Spielmechaniken. Neben der Förderung des Immersionserlebnisses über den Einsatz einer Story kommen Aufgaben, Erkundungselemente (Stationen), Erfolge (Badges) und visuelle Forschrittsanzeigen zum Einsatz. Forschungsbefunde konnten in der Vergangenheit aufzeigen, dass der Einsatz spielerischer Elemente die Beteiligungsmotivation erhöht und niedrigschwellige und beiläufige Lernerfahrungen ermöglicht (Dadaczynski, Schiemann & Paulus, 2016).

  • Dadaczynski, K., Rathmann, K., Schricker, J., Bilz, L., Sudeck, G., Fischer, S.M., Janiczek, O. & Quilling, E. (2022). Digitale Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern. Ausprägungen und Assoziationen mit den Bewegungs- und Ernährungsverhalten. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 65, 784-794.
  • Dadaczynski, K. & Tolks, D. (2018). Spielerische Ansätze als innovative Kommunikationsstrategie der Gesundheitsförderung und Prävention.Prävention und Gesundheitsförderung, 13, 269-271.
  • Dadaczynski, K., Schiemann, S. & Paulus, P. (Hrsg.) (2016). Gesundheit spielend fördern. Potenziale und Herausforderungen von digitalen Spieleanwendungen für die Gesundheitsförderung und Prävention. Weinheim: Beltz Juventa Verlag.
  • Griese, L., Berens, E. M., Nowak, P., Pelikan, J. M. & Schaeffer, D. (2020). Challenges in Navigating the Health Care System: Development of an Instrument Measuring Navigation Health Literacy. International Journal of Environmental Research and Public Health, 17(16), 5731.
  • Gulliver, A., Griffiths, K. M. & Christensen, H. (2010). Perceived barriers and facilitators to mental health help-seeking in young people: a systematic review. BMC Psychiatry, 10(1), 1-9.
  • Paakkari, L., Torppa, M., Mazur, J., Boberova, Z., Sudeck, G., Kalman, M., Paakkari, O. (2020). A Comparative Study on Adolescents’ Health Literacy in Europe: Findings from the HBSC Study. International Journal of Environmental Research and Public Health, 17, 3543.
  • Schaeffer, D., Berens, E.-M., Vogt, D., Gille, S., Griese, L., Klinger, J., & Hurrelmann, K. (2021). Health Literacy in Germany. Findings of a representative follow-up survey. Dtsch Arztebl Int, 118, 723-729.
  • Sendatzki, S., Helmchen, R.M., Moor, I., Sudeck, G., Dadaczynski, K. & Rathmann, K. (2024). Health literacy of school students in Germany – results of the HBSC study 2022. Journal of Health Monitoring, 9(1), 23-41.
  • Sørensen, K., Van den Broucke, S., Fullam, J., Doyle, G., Pelikan, J., Slonska, Z. & Brand, H. (2012). Health literacy and public health: A systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health, 12:80.
  • Tolks, D., Lampert, C., Dadaczynski, K., Maslon, E., Paulus, P., & Sailer, M. (2020). Spielerische Ansätze in Prävention und Gesundheitsförderung: Serious Games und Gamification. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 63(6), 698-707.

Wer steckt hinter Nebolus?

Das Nebolus-Team

Nebolus ist ein Projekt des Public Health Zentrums der Hochschule Fulda und wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gefördert. Das Team ist interdisziplinär zusammengesetzt und deckt die Bereiche Public Health, Gesundheitsförderung & Prävention, Sozialwissenschaften und User Experience Design ab. Unterstützung erhält das Nebolus-Team zudem von einem Jugendbeirat und einem Praxisbeirat.

Prof. Dr. Kevin Dadaczynski
Prof. Dr. Kevin DadaczynskiProjektleitung
kd@nebolus.net
Demian Frank, M.A.
Demian Frank, M.A.Wiss. Mitarbeiter
df@nebolus.net
Mareike Brockmann, B.Sc.
Mareike Brockmann, B.Sc.Wiss. Mitarbeiterin
mb@nebolus.net
Fabrice Pöhlmann, M.A.
Fabrice Pöhlmann, M.A.UX-Designer
fp@nebolus.net