Nebolus Offenburg

Die Nebolus-Rallye für Schulen im Ortenaukreis

Am 11. Oktober 2024 fand in Offenburg im Ortenaukreis erstmals eine Gesundheitsrallye mithilfe von Nebolus statt. Daran nahmen 22 Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule Helene-Lange-Schule teil. Ziel der Rallye war es, das Thema seelische Gesundheit ins Bewusstsein zu rücken, bestehende Tabus abzubauen und Orientierung in der Vielzahl frei zugänglicher Informationen zu bieten.

Im Rahmen der Rallye begaben sich die Schülerinnen und Schüler auf die Suche nach einer fiktiven Mitschülerin namens Emma. Auf diesem Weg entdeckten sie verschiedene Einrichtungen, die kostenlose Unterstützungsangebote im Bereich mentale Gesundheit bereitstellten. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Präventionsnetzwerk Ortenaukreis und der Jungen Selbsthilfe Ortenau. Nach der erfolgreichen Pilotphase im Jahr 2024 folgten 2025 bereits drei weitere Durchläufe mit insgesamt 36 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern.

Hi, hier ist Mike.

Heute ist Emma ja nicht in der Schule gewesen. Klar, es ist erst der zweite Tag, aber trotzdem. Sie hat niemandem von uns gesagt, dass sie krank ist oder nicht kommt. Ist doch komisch oder? Auch die Lehrer haben keine Krankmeldung bekommen. Das passt überhaupt nicht zu ihr. Sonst ist sie ja immer total fleißig und geht ja auch gern in die Schule. Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass sie nur mal kurz abgehauen ist, um ihre Ruhe zu haben. Sonst gehen wir auch immer zusammen secondhand shoppen und selbst dazu hatte sie in letzter Zeit keine Lust.

Sie ist ja schon manchmal ein bisschen schräg, und wenn sie auf irgendeine Idee kommt oder sich für was Neues interessiert, hängt sie sich da voll rein und man kriegt sie ne Weile gar nicht mehr zu sehen. Kenn ich alles schon, zum Beispiel von ihrer Manga-Phase. Da hat sie jeden Nachmittag am Tablet gesessen, gezeichnet und nicht auf die kleinste Nachricht geantwortet. Oder wenn sie ein neues Game spielt. Aber diesmal ist es anders. Sie ist nicht in der Schule gewesen -ohne Bescheid zu sagen und alles, also lauter Fehlstunden. Übers Handy erreichbar ist sie schon gar nicht. Und Pia und Zehra aus unserer Stufe wissen auch nicht, wo sie geblieben ist, die machen sich auch schon Sorgen.

GESUNDHEITSTHEMA

Psychische Gesundheit/
Suchtprävention

SETTING

Schule (Sekundarstufe)

RALLYEORGANISATION

VERANTWORTLICHE

Eva Jakubowski
Elisa Weber

ZEITRAUM

Oktober 2024
Juli 2025

Welche Einrichtungen haben sich beteiligt?

Nebolus-App: Interaktive Karte mit Stationen in Offenburg

An der Gesundheitsrallye in Offenburg waren insgesamt fünf Beratungsstellen und Organisationen beteiligt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten die Angebote spielerisch kennen und bekamen dabei einen guten Eindruck von den verschiedenen Hilfs- und Unterstützungsangeboten zur psychischen Gesundheit in ihrer Umgebung. Mit dabei waren unter anderem die Fachstelle Sucht des BWLV (Baden-Württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation), die Schulpsychologische Beratungsstelle des Schulamts Offenburg, die Junge Selbsthilfe Ortenau, die Psychologische Beratungsstelle vom Caritasverband Vordere Ortenau e.V., die Fachstelle Young Caritas sowie das Präventionsnetzwerk Ortenau.

Übersicht Stationen

Wie liefen die Vorbereitungen?

Im Rahmen der jährlichen Aktionswoche zur seelischen Gesundheit wurde erstmals eine Nebolus-Rallye in der Stadt Offenburg geplant. Unter der Leitung zwei engagierter Mitarbeiterinnen übernahmen das Präventionsnetzwerk Ortenaukreis und die Junge Selbsthilfe Ortenau des Landratsamtes die Verantwortung und Steuerung der Rallye für Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule.

Zunächst wurde überlegt, welche Beratungsstellen es in Offenburg gibt und welche davon ein besonders breites Angebot für Schülerinnen und Schüler bereithalten. Anschließend entschieden die Initiatorinnen der Rallye, die Story so zu gestalten, dass sie nicht zu schwer oder belastend wirkt. Daher wurden einige Themenbereiche, wie zum Beispiel Anlaufstellen für sexuelle Gewalt, bewusst ausgeschlossen. Im nächsten Schritt sammelten sie Themen, die Jugendliche derzeit besonders beschäftigen oder belasten – etwa die Legalisierung von Cannabis, Schulstress oder familiäre Krisen. Auf dieser Grundlage wurden passende Beratungsstellen kontaktiert. Alle angefragten Einrichtungen erklärten sich sofort bereit, mitzuwirken, sodass kaum Überzeugungsarbeit nötig war. Zudem bot das Organisationsteam den Beratungsstellen an, Anregungen für den interaktiven Teil zu geben – beispielsweise in Form von Kreuzworträtseln, Spielen oder ähnlichen Elementen.

Zur Vorbereitung fanden mehrere Planungstreffen der beteiligten Einrichtungen statt. Ziel war es, die Abläufe gemeinsam durchzusprechen und die Angebote der einzelnen Stellen aufeinander abzustimmen, sodass die Story stimmig bleibt und sich Inhalte und Beratungsangebote der Anlaufstellen nicht doppeln oder widersprechen.

Die Grundlage für die Gestaltung der Rallye lieferte die Rallye-Vorlage („Muster-Rallye“) „Das verlorene Mädchen“, die von allen registrierten Akteuren ganz einfach über das Planungstool für die Erstellung einer eigenen Rallye genutzt werden kann. Die in der Vorlage enthaltenen Stationen wurden durch die beteiligten Anlaufstellen in Offenburg ausgetauscht, die Story inhaltlich passend zur Zielgruppe umformuliert und anschließend neue Sprachnachrichten eingesprochen und ebenfalls integriert. Die Geschichte war vorab leicht zu verändern, da die Story und die dort genannten Problematiken von “Emma” (fiktive Hauptfigur) nicht zu den teilnehmenden Anlaufstellen in Offenburg passten. Die Anlaufstellen wurden so ausgewählt, dass die entstehende Story keine belastenden Situationen aufwarf, wodurch vermieden wurde, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Rallye getriggert werden. Die Rallye wurde auch stark gekürzt, da es nicht vorgesehen war diese an zwei Tagen durchzuführen. Zum Schluss wurde die Vorlage mit auf Offenburg abgestimmten Fotos und Texten ergänzt.

Um die Funktionalität der Technik sicherzustellen, wurde die Rallye mehrfach testweise durchlaufen.

Wie wurden die Rallye-Teilnehmenden angesprochen?

Um Schulen für die Teilnahme zu begeistern, wurde ein Flyer zur Bewerbung der Rallye entwickelt. Neben dem Flyer können sich Schulen auch über die Website des Präventionsnetzwerk Ortenaukreis zur Rallye informieren. Alle Schulen (Sekundarstufen) des Ortenaukreises wurden über einen Email-Verteiler informiert. Weiterhin gab es Informationen über Fachveranstaltungen, Runde Tische oder auch Netzwerktreffen.

Wie lief die Umsetzung?

Auftakt & Ablauf bei zwei Rallye-Gruppen an einem Tag

Zu Beginn der Rallye wurden die Schülerinnen und Schüler in Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen konnten sich zunächst auf die Rallye vorbereiten und gemeinsam frühstücken während ihnen das Präventionsnetzwerk Ortenau und die Junge Selbsthilfe Ortenau vorgestellt wurde. Anschließend startete die erste Gruppe mit der Gesundheitsrallye. Die zweite Gruppe begann mit einem Bingo und löste ein Quiz rund um das Thema seelische Gesundheit. Am Ende der Rallye durchlief die erste Gruppe dieses Programm, sodass zwischen beiden Gruppen genügend zeitlicher Abstand gewahrt blieb.

Der Startschuss zur Rallye erfolgte mit einer kurzen Einführung in die Vorgeschichte, bevor die Schülerinnen und Schüler dem ersten Hinweis folgten. Mithilfe der Nebolus-App orientierten sie sich auf ihrem Weg durch die Stadt und gelangten so zu verschiedenen Beratungsstellen, wo sie Hinweise zum Verschwinden der fiktiven Mitschülerin Emma sammelten.

In den Einrichtungen erwarteten sie kreative Aktivitäten, die einen spielerischen Zugang zu den jeweiligen Angeboten ermöglichten. So lud die Fachstelle Sucht des BWLV mit einer „Konsum-Kiste“ zur Auseinandersetzung mit den körperlichen und seelischen Auswirkungen verschiedener Suchtmittel ein. In den psychologischen Beratungsstellen erkundeten die Jugendlichen mithilfe interaktiver Aufgaben die unterschiedlichen Hilfsangebote.

Mit Begrüßung dauerte die Rallye insgesamt rund drei Stunden. Im Vorfeld erhielten die Schulen einen detaillierten Ablaufplan, eine Checkliste für die Schülerinnen und Schüler sowie eine ergänzende Version für die Lehrkräfte. Zusätzlich standen Elternbriefe, ein Unterrichtspaket und die passenden Audio-Dateien zur Verfügung, um optimal auf die Gesundheitsrallye vorzubereiten. (Die hier genannten Nebolus Unterstützungsmaterialien können Sie auch für Ihre Rallye frei nutzen. Im Nebolus Help Center finden Sie weitere Informationen dazu: Welche Unterstützungsmaterialien gibt es für die Umsetzung einer Rallye?)

Umsetzung bei nur einer Rallye-Gruppe an einem Tag

Wenn an einem Tag nur eine einzige Rallye durchgeführt wird, gestaltet sich der Ablauf etwas anders: In diesem Fall beginnt die Veranstaltung zunächst mit dem gemeinsamen Frühstück sowie der Vorstellung des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis und der Jungen Selbsthilfe. Anschließend findet die Rallye statt, bevor der Vormittag mit einem Bingo-Spiel und einem Quiz zur seelischen Gesundheit beendet wird.

Wie waren die Rückmeldungen?

Die Rallye fand großen Anklang und motivierte die Teilnehmenden, sich intensiver mit dem Thema seelische Gesundheit auseinanderzusetzen. In den verschiedenen Einrichtungen wurde sich über das Angebot mit interessierten und wichtigen Fragen informiert. Aufgrund der erfolgreichen Pilotierung laufen seit Mai 2025 Vorbereitungen zur Ausweitung der Rallye für weitere Standorte im Ortenaukreis. Auch Rallyes zu anderen Themen (beispielsweise Suchtprävention/Alkoholkonsum, Ernährung, Bewegung/Fitness, Suchtprävention/leistungssteigernde Substanzen, Prävention von exzessivem Medienkonsum) sind in der Planung.

Highlights/Nutzen Herausforderungen
  • Interesse an Hilfsangeboten: Unmittelbar nach der Rallye hatten einige wenige Schülerinnen und Schüler gezielt den Wunsch geäußert mit den Organisatoren ein Gespräch zu führen, um weitere Hilfen kennenzulernen, die spezifisch zu ihren Bedürfnissen passen.
  • Nebolus Unterstützungsmaterial: Besonders hilfreich erwies sich der Ablaufplan (“Zeitplaner”), der auch den Lehrkräften zur Verfügung gestellt wurde. So konnten sie jederzeit nachvollziehen, welche Beratungsstellen besucht wurden.
  • Gemeinsame Einführung in die Story: Beim zweiten Durchlauf zeigte sich, dass es sehr hilfreich war, die Vorgeschichte von Emma bereits im Vorfeld in den Räumen des Landratsamts laut vorzulesen. Dadurch verstanden die Schülerinnen die Verhaltensweisen der Figur besser und konnten vor Ort gezieltere Fragen stellen.
  • Unterstützung durch Schulamt: Wertvoll für die Pilotierung der Rallye sowie Forsetzung des Angebots ist die Unterstützung durch das Schulamt, indem es an der Verbreitung von Informationen zur entwickelten Nebolus-Rallye mitwirkt. So können viele Schulen im Ortenaukreis erreicht und auf das Angebot aufmerksam gemacht werden.
  • Verstetigung: Im Juli 2025 nahmen bereits drei weitere Gruppen in Offenburg teil, und derzeit laufen die Vorbereitungen für die nächsten Durchgänge im Jahr 2026.
  • Terminkoordination: Eine große Herausforderung war und ist nach wie vor die Terminkoordination mit den Beratungsstellen, da diese nur über sehr begrenzte Zeitkapazitäten verfügen. Zu Beginn wurden zunächst die Schulen nach ihren Wunschterminen gefragt und erst anschließend die Beratungsstellen kontaktiert. Dadurch war es sehr schwierig, einen gemeinsamen Termin für alle Beteiligten zu finden. Für dieses Jahr ist daher geplant, die Termine zunächst mit den Beratungsstellen abzustimmen und den Schulen anschließend feste Auswahltermine anzubieten.
  • Sprachnachrichten zu leise: Das Anhören der Sprachnachrichten auf der Straße stellte sich durch die vielen Umgebungsgeräusche als schwierig heraus. Es wurde versucht, die Handys über einen Bluetooth-Lautsprecher zu koppeln, was jedoch nicht funktionierte. Daher wurden die Sprachnachrichten schließlich direkt in den Räumen der Beratungsstellen angehört.
  • Nutzung der App: Im ersten Durchlauf hatte sich gezeigt, dass die App und ihre Bedienung für die Schülerinnen und Schüler nicht selbsterklärend war. Bei den nachfolgenden Durchläufen wurde deshalb bei der Begrüßungsveranstaltung noch eine kurze Einführung in die App gegeben.

Hier erfahren Sie mehr über die Eindrücke der Teilnehmenden. Die Rallye wird systematisch mithilfe von Online-Fragebögen ausgewertet, zusätzlich wird direkt im Anschluss mündliches Feedback eingeholt:

  • Ich weiß jetzt, wo ich mir Hilfe suchen könnte.
  • Das man als Jugendlicher auch viele Möglichkeiten hat, um psychische Hilfe zu bekommen.
  • Man sollte Hilfe suchen, wenn es einem nicht gut geht.
  • Das Thema seelische Gesundheit und Sucht wurde mal angesprochen.
  • Dass man schon bei Kindern das Thema anspricht, weil es häufig vorkommt dass auch was bei ihnen ist und sie es aber nicht sagen.
  • Das Thema Depression und Mobbing, Ernährung ansprechen.